Vertrauen in Zeiten der Veränderung

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Nach meinem letzten Beitrag, hat mir Iris auf Facebook folgende Frage gestellt:

„Mich beschäftigt gerade sehr wie ich mein Kind in Veränderungssituationen Vertrautheit, Sicherheit und Geborgenheit bieten kann, obwohl sich gerade so Vieles im unmittelbaren Lebensumfeld rundherum verändert und neu sein wird.“

Veränderung ist ein Teil unseres Lebens, ohne geht es nicht. Das Leben an sich lebt von der Veränderung. Unsere Weiterentwicklung und die des Universums. Veränderung ist eine wertvolle und wichtige Kraft.

Trotzdem hat uns unsere Erfahrung gelehrt, dass nicht jede Veränderung gut ist und dass wir durch Veränderung unsere Sicherheit verlieren könnten. 

Ganz natürlich ist es dann, das wir unsere Kinder vor den gleichen Erfahrungen beschützen wollen und je älter sie werden umso schwieriger wird das. Fakt ist, dass sie ihre Erfahrungen mit Veränderungen machen werden, positive und negative.

Deine Frage zielt darauf ab, wie du Vertrautheit, Sicherheit und Geborgenheit in diesen Situationen bieten kannst. Hier meine Ideen dazu:

Erstens: Veränderung ist etwas Positives. Dieser Satz ist enorm wichtig, denn unsere Haltung entscheidet, wie wir darüber sprechen, denken und handeln. Sie entscheidet auch darüber, ob wir Vertrauen oder Unsicherheit ausstrahlen. Wenn es in uns noch Blockaden gibt, die diesen positiven Zugang verhindern, dass müssen wir zuerst bei uns anfangen und uns die Frage stellen, was brauche ICH denn noch um zu vertrauen?

Zweitens: Kein schlechtes Gewissen. Wir treffen tagtäglich Entscheidungen für unsere Kinder, einige werden das Leben der Kinder mehr verändern als andere. Schlechtes Gewissen ist dabei immer fehl am Platz, weil wir dadurch die Verantwortung für unsere Entscheidungen abgeben und uns „schuldig“ machen. Stehen wir zu unseren Entscheidungen, sind wir offen und respektvoll wie die Kinder reagieren, hören wir ihnen zu, nehmen wir wahr was diese Entscheidung mit ihnen macht, dann sind wir in unserer eigenen Verantwortung.

Drittens: Kommunizieren. Kinder sind Meister im Wahrnehmen des Unausgesprochenen. Also lieber gleich raus mit der Wahrheit. Wichtig ist dabei wieder in der eigenen Verantwortung zu bleiben, also zum Beispiel habe ich letztens zu meiner Tochter gesagt:“ Ich mache mir manchmal Sorgen, dass sich viel ändern wird, wenn ich wieder zu arbeiten beginne. Ich vertraue gleichzeitig auch darauf, dass ich es sofort merke, wenn etwas nicht passt und dass ich dann  – so wie bisher auch  – eine gute Lösung und die richtige Unterstützung finden werde.“ Ich habe sie teilhaben lassen an meinen Gedanken und auch wenn sie mit 1 1/2 Jahren, vielleicht nicht versteht, was ich da genau gesagt habe, ich habe mir wieder Vertrauen gegeben und das war für mich sehr wichtig. Meine Tochter will, wie andere Kinder auch, dass es ihren Eltern gut geht, deswegen ist es so wichtig ihnen zu zeigen, dass wir uns auch mal Sorgen machen oder Ängste haben, aber dass wir in der Lage sind uns gut um uns zu kümmern und dass es nicht ihre Aufgabe ist.

Viertens: Der sichere Hafen. Ich mag diese Analogie so gerne, weil sie eigentlich schon alles sagt. Es geht um Vertrauen und Loslassen, aber auch da sein und schützen.

Scott Noell schreibt so passend in „The Daily Groove“, s. 62:

„Protectiveness vs. Trust

Sometimes we think our „job“ as parents is to protect our children from ever experiencing pain. Parenting becomes an endless series of warning, both subtle and dire. […]. When we allow them to risk the pain of skinned knees and bruised egos, they hone their ability to follow their Pleasure. When we don’t impose guidance on them, they learn to seek our guidance when they really need it. “ 

Da merke ich gerade, dass ich mir das auch noch öfters in Erinnerung rufen darf. Es ist nicht einfach zu entscheiden, wann es notwendig ist einzugreifen und wann wir nur denken, dass es notwendig ist. Oft erwische ich mich auch dabei, dass gerade weil ich ihr etwas nicht zu-traue, etwas passiert. Vertrauen gibt den Kindern auch Kompetenz: „Ich glaub an dich, dass du das schaffst und ich bin da, wenn du mich brauchst.“

***

Liebe Iris, das war eine super Frage und es hat mir total viel Spaß gemacht darüber nachzudenken und zu schreiben. Ich hoffe es ist auch etwas für dich dabei, mich hat das Thema jedenfalls bereichert. Alles Liebe Julia

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Falls auch du eine Frage hast: per Mail mail _ät_ sinn-impuls.at oder auch gerne über Facebook.

© picture by pixabay.com

1 KOMMENTAR

  1. Danke Julia fürs Mit-Denken und Impulse geben!
    Insbesondere dein Satz „Schlechtes Gewissen ist dabei immer fehl am Platz, weil wir dadurch die Verantwortung für unsere Entscheidungen abgeben und uns „schuldig“ machen.“ hat mich zum Weiterdenken gebracht. Meine erste Reaktion war: Durch das Schuldgefühl mache ich mich doch erst recht verantwortlich.
    Aber es geht ja eben darum Verantwortung für seine Entscheidung zu übernehmen um dazu stehen zu können und es nicht als Last von sich wegzuschieben.
    In diesem Sinne: selbst herbeigeführte Veränderungen sind positive (auch unverhoffte können das sein), stehen wir dazu.

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