Bevor meine Tochter auf die Welt gekommen ist, hatte ich viele Phantasien, wie es sein wird Mama zu sein. Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken, denn ich bin nicht schnell schwanger geworden. Vielleicht hatte ich deswegen auch schon so einen fast verträumten Blick auf die ganze Sache.
Ich hatte also die Erwartungshaltung, dass ich als Mama ein anderer Mensch sein werde.
Was ist fast 20 Monate nach dem Ereignis Ich-bin-jetzt-Mama aus dieser Erwartung geworden?
Ich bin mittlerweile schon ein anderer Mensch, das hat aber primär nichts mit der Geburt meiner Tochter zu tun. Ich hätte mich auch ohne sie verändert, vielleicht anders, aber verändert hätte ich mich, denn die Veränderung kennt kein Stoppschild. Inwiefern ich mich verändert habe, auf das möchte ich gleich eingehen, vorher muss ich noch Eines festhalten:
Direkt nach der Geburt war ich ziemlich genau der gleiche Mensch wie direkt davor. Ein großartiges Erlebnis reicher, aber immer noch ich.
Ins Mamasein und in all die Veränderungen, die es bringt, bin ich langsam hineingewachsen. Für mich war das wichtig, denn ich kann Veränderung viel besser annehmen, wenn sie behutsam und gut verträglich zu mir kommt.
Ich bin klarer geworden, ich sage einfacher und ehrlicher was ich mir denke. Ich bin generell effizienter geworden in meinen Aussagen. Früher habe ich oft um den heißen Brei herum geredet und erwartet, dass meine Bedürfnisse daraus erraten werden. Im ersten Jahr mit Kind hatte ich aber einfach keine Energie immer darauf zu hoffen, dass das Ratespiel zufriedenstellend ausgeht. Interessanterweise ist diese Klarheit auch für mein Gegenüber angenehmer, ganz im Gegensatz zu meinen ursprünglichen Befürchtungen.
Die Zeit mit einem Kind kann lange werden. Meine Tochter war eine entspannte Rückenliegerin, war sie gestillt und gewickelt konnte sie auch leicht mal ein, zwei Stunden alleine auf der Krabbeldecke liegen und sich mit sich selbst beschäftigen. Im Sinne von freier Entwicklung und freiem Spiel habe ich sie gelassen. Manchmal habe ich sie einfach nur beobachtet und nachgedacht. Diese Zeit war für mich im Nachhinein wie eine Eigentherapie, denn ohne Ablenkung gibt es nur eine Sache mit der man sich beschäftigen kann: mit sich selbst. Ja das habe ich von ihr gelernt und es hat mich verändert. Ich stehe nun mehr zu mir und zu dem wer ich bin. Ich habe das Gefühl, mich jetzt besser zu kennen und fühle mich in dem auch sicher.
Emotional ist alles viel extremer. Am Anfang hab ich geheult und gelacht gleichzeitig, oder zumindest hat sich alles sehr zeitnah angefühlt. Die Freude war definitiv da, es war aber auch viel Unsicherheit und Erschöpfung da. Die Zeit, ist aufgrund der ganzen neuen Eindrücke wie in Zeitlupe vergangen (Einstein, du hast mich bezüglich Relativität nun echt überzeugt!). Die ersten Tage überhaupt. Aber auch diese Achterbahn hat sich beruhigt und meine Erfahrung daraus ist: bleib cool, denn Panik ist nicht gerade förderlich für die Lösungsorientierung und Rennen ist selten eine valide Option mit Kind.
Ich weiß nicht inwiefern ich mich verändert hätte ohne Tochter und ohne die Erfahrungen die ich dank ihr gemacht habe. Ich bin glaube aber auch, dass das gar nicht wichtig ist.
Wichtig ist für mich, dass ich die Veränderungen auch immer als eine Möglichkeit gesehen habe um genauer hinzusehen, obwohl das mitunter das Schwierigste überhaupt ist.