Wir waren letzte Woche bei Freunden und es war sehr lustig. Spielen, Toben, viele neue Spielsachen, Essen, Lachen…. und wie es Zeit war zu gehen wollte meine 2,5 Jährige nicht.
Und bei mir kam dieses Gefühl auf, dieses Gefühl von Drama.
Ich hatte schon alle Bilder im Kopf.
Ich packe sie. Sie wirft sich auf den Boden. Es wird mir peinlich. Sie rennt weg. Ich lache verlegen und murmle, sonst ist sie nicht so. Nochmal auf sie einredend wird mir immer heißer. Das Baby brüllt. Sie lässt mich immer wieder abblitzen. Irgendwann packe ich sie nochmal. Sie schreit. Es wird nun wirklich unangenehm. Für alle.
Nein, stopp – so sicher nicht!
Gut, also kurze Pause, nachdenken. Was sagen denn die ganzen schlauen Bücher, die ich gelesen habe?
Ankündigen, da war doch was.
Ich versuche mein Glück und investiere die Zeit und Energie.
Ich habe ihr also gesagt: „Wir gehen jetzt“. Antwort: „Nein“.
Ok, also doch etwas mehr Vorlaufzeit, ich verstehe: „Ich räume noch unsere Sachen zusammen, dann werden wir gehen. Bitte mach dich bereit.“ Antwort: „Nein“.
Mist.
„Magst du dein Spiel noch beenden während ich die Sachen zusammen räume und wir gehen dann?“ Antwort: „Ja“.
Sie hat Ja gesagt. Ja!!!
OK, play it cool. Lass dir nicht anmerken, dass du dir gerade einen Haxen ausfreust und dir selber den Mum of the Year Award verteilst, noch ist nichts gewonnen.
Ich packe etwas nervös unsere Sachen zusammen, ziehe das Baby an, ziehe mich an, sie zeigt kein Interesse. OK, nochmal ankündigen: „Ich bin gleich fertig, wie schaut es bei dir aus?“ Keine Reaktion. „Bitte beende dein Spiel, wir gehen jetzt.“
Ich warte 2-3 Minuten. Eine gefühlte Ewigkeit. Ich sage nichts. Ich warte einfach nur und beobachte sie. Irgendwas muss sie anscheinend noch beenden. Dann auf einmal, sie steht auf, kommt zu mir und lässt sich anziehen.
Wir verabschieden uns und gehen nach Hause. Das waren die besten 3 Minuten, die ich seit langem investiert habe. Ich grinse.
Die Kraft der Ankündigung
Unseren Mitmenschen, vor allem auch unseren Kindern, anzukündigen was in der nahen Zukunft passieren wird ist, sofern es sich nicht um einen Notfall handelt, der beste Weg um Widerstände früh aufzulösen. Wir Menschen wissen einfach gerne was passiert. Das ist bei den Jungen wie bei den Alten gleich. Da geht es um Sicherheit und Vorhersehbarkeit. Alles was plötzlich und unerwartet passiert löst Alarm in uns aus. Da kann der Verstand noch so viel gutreden, unser Unterbewusstsein passt da ganz scharf auf.
Wenn ich mir nun also vorstelle, wie ich mich in Gedanken auf das Gehen vorbereite, meinem Kind davon aber nichts mitteile, sondern einfach nur vermeintlich ganz plötzlich sage:“Jetzt gehen wir!“ – ist es kein Wunder, dass mein Kind zunächst erstaunt, vielleicht auch erschreckt und dann eben auch mit Widerstand reagiert.
Kündige ich die nächsten Schritte an, plane ich die Veränderung rechtzeitig hat mein Kind die Chance die neue Situation zu bewerten, seinen Unwillen kundzutun und dann eben auch zuzustimmen.
Klar erfordert es ein wenig mehr Einsatz und auch Bereitschaft mich meinem Kind auf Augenhöhe mitzuteilen, aber diese Form des respektvollen Umgangs bringt auch enorm viel. Probiert es einfach aus.
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Ich glaube, es kommt auch viel auf die Formulierung an! Du hast gesagt: „Möchtest DU…“, das kommt glaub ich auch eher an beim Kind. Bin aber selbst gerade erst am Anfang mit dem Ausprobieren, haha, manchmal klappts, manchmal nicht!